Laut neuester Prognose der Statistik Austria werden im Jahr 2080 rund zehn Millionen Menschen in Österreich leben. Das Wachstum wird jedoch nicht gleichmäßig ausfallen. Grund genug, einen näheren Blick auf die bevorstehenden Entwicklungen zu werfen. Der erste Teil konzentriert sich dabei auf großräumige Vorhersagen.
Bereits in der Vergangenheit war zwischen den Bundesländern ein unterschiedliches Wachstumstempo zu beobachten. In Salzburg hat sich die Bevölkerungszahl zwischen 1869 und heute mehr als verdreifacht, während das Burgenland innerhalb der letzten 150 Jahre lediglich um rund 15 Prozent wuchs. Solche Unterschiede hatten und haben verschiedene Gründe, wobei die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oftmals eine entscheidende Rolle spielen. So profitierte der Westen Österreichs durch prosperierende Nachbarregionen (z. B. Süddeutschland oder Oberitalien), während östliche Grenzregionen durch den Eisernen Vorhang in ihren Entwicklungsmöglichkeiten lange Zeit eingeschränkt waren.
Die aktuellste Bevölkerungsprognose der Statistik Austria zeigt nun aber ein anderes Bild: Die östlichen Bundesländer Wien (+21 %), Niederösterreich (+20 %) und Burgenland (+18 %) werden bis ins Jahr 2080 deutlich stärker wachsen als etwa Tirol (+13 %) oder Vorarlberg (+11 %) im Westen. Insgesamt verzeichnen acht Bundesländer eine positive Entwicklung, einzig in Kärnten wird kein Wachstum erwartet – hier droht ein Bevölkerungsrückgang um vier Prozent.
Kärnten war bereits in der Vergangenheit von einem Bevölkerungsrückgang betroffen. Zwischen 2001 und 2011 verlor das südlichste Bundesland mehr als 3.000 EinwohnerInnen. Ein Grund dafür ist die seit Jahren negative Binnenwanderung, also die Differenz aus Zu- und Wegzügen über die Bundesländergrenzen hinweg. KärntnerInnen, die es aus ihrem Heimatbundesland weggehen, wählen häufig Wien oder die Steiermark (Graz) als neue Zielorte. Oftmals sind es junge, gut ausgebildete Frauen und Männer, die aus Studiengründen wegziehen. Das Problem ist dabei weniger der Ausbildungswunsch in einem anderem Bundesland, sondern die häufige Entscheidung danach, nicht mehr zurückkehren zu wollen.
Im Konkurrenzkampf um den attraktivsten Arbeitsmarkt gibt es in Kärntnen jedoch positive Signale: Seit dem Frühjahr 2016 steigt die Beschäftigung bei sinkenden Arbeitslosenzahlen. Zudem erzielte Kärnten im letzten Jahr mit einem Plus von 3,2 Prozent das zweitgrößte Wirtschaftswachstum aller Bundesländer.
Bei den hier präsentierten Daten und Fakten darf jedoch nicht darauf vergessen werden, dass solche Analysen kleinräumige Unterschiede nicht abbilden können. Die hier dargelegte Prognose ist ein gutes Beispiel dafür. Der Osten Österreichs boomt, jedoch gibt es auch dort Gewinner- und Verliererregionen. Im folgenden Teil wird auf diese Unterschiede näher eingegangen.
Alexander Neunherz